LESERFRAGEN Ratgeber-Aktion „Gelenkschmerzen“ am 04.04.2013

Die meist gestellten Leserfragen beim Expertentelefon „Gelenkschmerzen“ am 4. April 2013

 

 

 

 

 

 

 

Ich arbeite sitzend am PC. In letzter Zeit fällt mir auf, dass ich mein rechtes Knie nicht lange anwinkeln kann. Sehr schnell entwickelt sich dann ein Drücken, sodass ich den Fuß ausstrecken muss. Was kann die Ursache sein und sollte ich schon zum Arzt gehen?

  • Alexander Reinert, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Orthopädiezentrum Rankestraße in Berlin: Als Ursache sind Schädigungen des Knorpels oder Meniskusgewebes möglich. Diese Strukturen werden durch das Anwinkeln belastet. Sie sollten auch die untere Wirbelsäule und das gesamte Bein untersuchen lassen, um mögliche Blockierungen auszuschließen beziehungsweise zu behandeln.

Ich leide unter starken Schmerzen im linken Knie. Nichts hat mir bisher geholfen. Weder Bandagen noch Krankengymnastik und Schmerzmittel. Angeblich liegt ein Knorpelschaden vor. Kann ich wieder schmerzfrei werden?

  • Alexander Reinert: Ja, prinzipiell schon! Wenn die Knorpelschädigung durch eine MRT-Untersuchung gesichert ist, muss man abschätzen, ob durch eine Knorpeltherapie – also durch Injektionen oder eine kleine Operation – eine erfolgversprechende Behandlung durchgeführt werden kann. Mit einem Orthopäden, der operative und konservative Behandlungen durchführt, können Sie einen entsprechenden Behandlungsplan erstellen.

Ich bin 58 Jahre alt und habe vor gut drei Jahren eine Hüftprothese bekommen. Das Gehen bereitet mir noch immer leichte Schwierigkeiten. Wird sich meine Situation noch weiter verbessern? Darf ich irgendwann auch wieder Sport treiben oder sollte ich endgültig die Finger davonlassen?

  • Alexander Reinert: Durch gezieltes muskuläres Training ist sicherlich eine Verbesserung zu erzielen. Sie sollten darauf achten, dass die Beinlänge ausgeglichen ist und gegebenenfalls eine Anpassung durch eine Einlage oder einen Beinlängenausgleich vornehmen. Dann sollt auch eine sportliche Betätigung wieder möglich sein.

Bei mir wurde eine altersbedingte Arthrose festgestellt. Was empfehlen Sie mir in Sachen Bewegung und Ernährung, um den Verschleiß des Gelenkknorpels aufzuhalten?

  • Dr. Jürgen Siebenhünen, Personal Trainer in Berlin. Sportwissenschaftler, Ernährungsberater und Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement: Einen wichtigen Beitrag können Sie mit dem Erhalt oder der Wiederherstellung eines normalen oder recht niedrigen Gewichts leisten. Ein moderat betriebener Ausdauersport, viele gymnastische Übungen – vor allem das Dehnen, aber auch kräftigende Übungen – gehören dazu. Ihre Ernährung sollten Sie vitaminreich und fettarm gestalten. Essen Sie also viele frische Produkte aus Obst und Gemüse, ballaststoffreiche Dinge wie Salate und Vollkornprodukte, fettarme Milch und Milchprodukte. Auch die einfach und mehrfach ungesättigten Fette sind wichtig, enthalten etwa in gesunden Ölen und auch in Fisch. Für Lauch, Kohl, Zwiebeln und Knoblauch konnten ebenfalls knorpelfördernde Effekte festgestellt werden.

Ich wurde letzte Woche am Meniskus operiert. Wie schnell darf ich mein Knie wieder belasten und Sport treiben? Gibt es Sportarten, die ich erstmal meiden sollte?

  • Dr. Jürgen Siebenhünen: Das hängt wesentlich von der Art der Schädigung, von der Art des Eingriffs und von Ihrer sportlichen Vorerfahrung ab. Generell sollte man mit der Aufnahme des Sports nach minimalinvasiven Eingriffen nicht zu schnell beginnen. Zunächst sind krankengymnastische Maßnahmen sowie ein leichtes Muskelaufbautraining zu empfehlen, um den Muskelmantel um das Kniegelenk herum wieder zu konditionieren. Nach etwa vier bis sechs Wochen können Sie Ihren gewohnten Sport in vorsichtiger Form wieder aufnehmen. Eine längere Pause sollten Sie bei tendenziell gelenkbelastenden Sportarten wie Fußball, Handball oder Volleyball einlegen!

Wie verhindert man eigentlich Fehlhaltungen am Arbeitsplatz, die auf die Dauer die Gelenke belasten? Wer gibt Hilfestellungen bei der korrekten Gestaltung des Arbeitsplatzes?

  • Dr. Jürgen Siebenhünen: Wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz eine sehr statische Haltung – etwa am PC – über lange Zeit einnehmen, sollten Sie sich über eine ergonomische Website zur korrekten Abstands- und Winkelposition informieren. Sollte das Problem schwieriger sein oder bei Ihnen bereits ein beginnender oder manifester Haltungsschaden bestehen, können Sie auch einen Ergonomen engagieren, der Ihre Sitzposition vor Ort genau bestimmt. Wenn Sie in einem größeren Betrieb tätig sind, lohnt es sich unter Umständen auch, einen Kollegen oder eine Kollegin als Ergonomie-Beauftragten zu bestimmen.

Ein Kollege von mir musste in diesem Jahr wegen chronischer Gelenkschmerzen seinen Job aufgeben. Nun möchte ich mich privat gegen Berufsunfähigkeit absichern. Worauf muss ich dabei achten? Wie hoch sollte beispielsweise die Versicherungssumme sein?

  • Christoph Andersch, Experte für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth: Vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie sich über den geplanten Anbieter informieren. Geeignet dafür sind Internetrecherchen oder Publikationen unabhängiger Stellen wie etwa „Finanztest“. Sie sollten eine Absicherung bis zum persönlich geplanten Eintrittsalter zur Altersrente vereinbaren. Die festzulegende Rentenhöhe sollte ungefähr 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoarbeitseinkommens abdecken. Beim Abschluss müssen Sie die Fragen zur beruflichen und gesundheitlichen Situation wahrheitsgemäß und gewissenhaft beantworten! Darüber hinaus sollten Sie einen Vertrag wählen, bei dem auf die abstrakte Verweisungsmöglichkeit verzichtet wird.

Ich bin 48 Jahre alt, habe immer wieder mal leichte Probleme mit dem Kniegelenk und wurde vor 20 Jahren auch schon mal wegen einer Sportverletzung am Meniskus operiert. Kann ich jetzt noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?

  • Christoph Andersch: Beim Antrag führt der Versicherer eine medizinische Risikoprüfung durch. Dabei müssen Sie Fragen zum aktuellen Gesundheitszustand sowie zu Vorerkrankungen oder Beschwerden wahrheitsgemäß beantworten. Angesichts Ihrer Kniegelenksbeschwerden wird es zwar schwer sein, einen vollumfänglichen Versicherungsschutz zu bekommen, eine generelle Ablehnung des Antrags ist damit jedoch nicht verbunden. In der Regel werden in einem solchen Fall Erkrankungen des betroffenen Kniegelenks einschließlich aller Folgen und Komplikationen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Für alle weiteren Risiken wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparates, Krebserkrankungen, Unfälle und viele mehr wäre dagegen der Versicherungsschutz gegeben!

Ich bin 25 Jahre alt und arbeite als Fliesenleger. Viele meiner älteren Kollegen klagen bereits über Probleme in den Kniegelenken, ich glaube, dass die meisten nicht bis 65 oder 67 arbeiten werden. Sollte ich aus Sorge um meine berufliche Zukunft jetzt schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen oder ist es dafür noch zu früh?

  • Christoph Andersch: Besonders in diesem Alter ist es sinnvoll, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Denn gerade in jungen Jahren ist die gesundheitliche Situation meist gut und damit problemlos versicherbar. Treten erst einmal erste Krankheitsanzeichen oder Beschwerden auf, kann es schwierig werden, einen vollumfänglichen Versicherungsschutz zu bekommen. Zudem ist die Absicherung aufgrund des frühen Eintrittsalters im Allgemeinen zu äußerst günstigen Beiträgen zu bekommen.

Ich bin übergewichtig und habe Angst, dass irgendwann meine Gelenke darunter leiden werden. Habe immer wieder Diäten ausprobiert, leider ohne langfristigen Erfolg. Was halten Sie von den diversen Diäten, von denen man gerade jetzt im Frühjahr immer wieder liest und können Sie eine bestimmte Diät empfehlen?

  • Karen Saß, Ernährungswissenschaftlerin, Fachbereichsleitung Ernährung am Sport-Gesundheitspark Berlin e.V.: Eine einseitige Kost mit zu geringer Energiezufuhr verringert den Grundumsatz und kann zu kurzfristigem Nährstoffmangel führen. Akzeptabel sind Diäten mit Empfehlungen zu gemischter Kost mit viel Gemüse und einem Energiegehalt bis zu 1 500 kcal bei drei Mahlzeiten am Tag. Sie fördern den Stoffwechsel und erhalten die Verdauungstätigkeit. Die körpereigene Verbrennung wird durch zusätzliche Bewegung angeheizt, erst wenn der Verbrauch über der Zufuhr liegt, nimmt man ab. Vernünftige Diäten sind aus meiner Sicht die „Brigitte-Diät“ und die „Weight Watchers“-Methode.

Mein BMI beträgt 27 und ist damit mehr oder weniger deutlich über dem Richtwert. Ist das schon ein eindeutiges Indiz für Übergewicht oder gibt es andere Möglichkeiten, ein kritisches Übergewicht zu ermitteln, bei dem es Probleme mit den Gelenken geben könnte?

  • Karen Saß: Grundsätzlich können Sie mit einem BMI von 27 fit und gesund sein, wenn Sie durch regelmäßiges Training im Kraft- und Gesundheitssport die gelenknahen Muskeln und damit den Halteapparat unterstützen. Per Definition liegt bei einem BMI von 25 bis 29,9 zwar Übergewicht vor, aber entscheidend zur Beurteilung sind auch das Fettverteilungsmuster, das Taille-Hüft-Verhältnis und der Taillenumfang.

Mein Mann und ich sind beide übergewichtig, nun neigt auch unsere 15-jährige Tochter bereits zu Adipositas. Ist Übergewicht genetisch bedingt? Wie können wir gegensteuern?

  • Karen Saß: Adipositas bei Jugendlichen ist eine chronische Krankheit mit eingeschränkter Lebensqualität. Das Risiko für Folgeerkrankungen wie Gelenkprobleme oder Diabetes ist stark erhöht. Die Ursache ist weniger genetisch bedingt, sondern wird eher durch die Lebensformen der Betroffenen, etwa durch Bewegungsmangel, hervorgerufen. Mein Tipp: Werden Sie zusammen mit Ihrer Tochter aktiv und planen Sie gemeinsame Ausflüge mit Bewegung. Fragen Sie Ihre Tochter, welche Sportart sie interessiert und recherchieren Sie gemeinsam nach einem Verein in Wohnortnähe. Stellen Sie einen Wochenspeiseplan auf und bereiten abends die gemeinsame Mahlzeit am Tisch mit einem großen gemischten Salatteller zu, bei dem Ihre Tochter die Zutaten auswählt.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen